Fontane besuchen in Neuruppin

Die „Fontanestadt“ Neuruppin ist natürlich ein bekanntes, touristisches Reiseziel im Land Brandenburg. Ihre Atmosphäre als „klassizistisches Musterstädtchen“ ist es wert, einmal selbst erlebt zu werden. Und da gerade „Fontane 200“-Jahr war, nahm ich das zum Anlass, mal wieder vorbeizuschauen. Um meine Eindrücke vergangener Besuche zu überprüfen und auch, um ein paar aktuellere Fotos zu machen. Ein Rückblick:

Neuruppiner Altstadt-Ansicht.

Das „Fontane-200-Jahr“, das Jahr, in dem sein 200ster Geburtstag gefeiert wird, lenkte meine Aufmerksamkeit mal wieder nach Neuruppin. Zwar hatte ich die Geburtsstadt Schinkels und Fontanes schon in der Vergangenheit besucht, hatte gar mal einen  Stadtrundgang für eine Berliner Besuchergruppe dort geführt, aber mein letzter Besuch lag dann doch schon wieder ein paar Jahre zurück. So nahm ich dieses Jubiläumsjahr also zum Anlass, mal wieder einen Rundgang dort zu machen und frische Eindrücke zu gewinnen. Dass an diesem Wochenende dort auch ein mehrtägiges „Hafenfest“ gefeiert wurde und an diesem Tag eine „Drachenboot-Regatta“ auf dem Ruppiner See vor der Stadt ausgetragen wurde, sollte dann das „I-Tüpfelchen“ eines Tagesausfluges werden.

Die Verbindung mit dem Zug von Berlin aus ist durchaus gut. Der „Prignitz-Express“ RE6, ein moderner Regionalzug, der zwischen dem Berliner Gesundbrunnen und Wittstock/Dosse verkehrt, fährt tagsüber etwa stündlich nach Neuruppin. Und das sogar pünktlich an meinem Reisetag! Hier gibts von meiner Seite keine Beschwerde über Abfahrtszeiten oder unvermutete Schleichfahrten auf offener Strecke. Sie wissen ja, liebe Leser: die „Normalität“ ist bei der Bahn beinahe schon ein absonderlicher Luxus, so dass es sie positiv zu beachten gilt !

Weiterhin schön ist, dass man nach Neuruppin keine Getränke mitschleppen muss auf einen Tagesausflug. Wer am Bahnhof „Neuruppin West“ aussteigt, dem bietet sich dort gleich eine Einkaufsmöglichkeit für alltägliche Kleinigkeiten. Eine Discounter-Kette hat dort eine Filiale, wo man sich mit Getränken, Brötchen, Schokoriegeln oder Ähnlichem eindecken kann, bevor man seinen Besuch wirklich beginnt. Ein weiteres Plus von Neuruppin ! Man muss ja auch praktisch denken ! 🙂

Rundtempelchen im Park.

Nun also frisch mit einem Fresspaket und der von zu Hause angeschleppten Fotokamera versehen, kann man sich langsam in Richtung der Innenstadt Neuruppins voranbegeben. Ich beginne meinen Besuch meistens im sog. „Tempelgärtchen“ Neuruppins. Ein Neuruppiner Unternehmer hat sich hier im 19. Jahrhundert einen Minipark ganz eigener Ausstrahlung schaffen lassen. Dieser Park beinhaltet auch den kleinen Rundtempel, den Friedrich der Große sich während seiner Stationierung in Neuruppin einst vor der alten Stadtmauer hatte bauen lassen. Von Knobelsdorff übrigens, weshalb dieses „Tempelchen“, das der Anlage bis heute den Namen gibt, als Erstlingswerk des späteren Erbauers von Sanssouci in Potsdam gilt. Auch zum Thema Fontane und Tempelgärtchen gäbe es eine Anmerkung zu machen. Aber als Touristen-Guide in Berlin und Brandenburg kann ich natürlich nicht alle meine Geschichten, mit denen ich Teilnehmer meiner „Stadtspaziergänge“ gerne verwöhne, online publizieren. Immerhin kann ich erzählen, dass anlässlich des Fontane-Jahres auch hier im Tempelgärtchen eine Schautafel mit Zitaten Fontanes zu finden war. Dem „Wanderer durch die Mark Brandenburg“ entgeht man in seinem Jubiläumsjahr eben nicht.

Fontane-Ampelmännchen

Ebensowenig, wie am „Fontaneplatz“, der etwa 15 Minuten Fußweg vom Tempelgärtchen entfernt ist. Dort hatte man erst vor wenigen Wochen, die Fußgängerampeln „fontanisiert“. Die Symbolfiguren für „stehen bleiben“ und „jetzt gehen“ sind mittlerweile kleine Fontanes mit Hut und Gehstock ! Ein vielleicht nur kleines, aber extrem passendes und lustiges Detail, wie ich finde. Auf solche Details gilt es nicht nur bei Neuruppin – Besuchen genau zu achten. Weil wir in unserer Region eben Touristen kaum barocke Prachtpaläste (na, ja, nur ein paar halt) oder katholische Kathedralen, fast keine uralten Ritterburgen, keine Rhein-Panoramen, Übersee-Häfen, Luther- und Goethe-Gedenkstätten oder Gebirge diverser Höhen zum Bestaunen anbieten können. Man muss hierzulande eher die „kleinen“ Dinge zu würdigen wissen. Wie einst Fontane halt.

Das Fontane-Denkmal am gleichnamigen Platz ist vielleicht die bekannteste Sehenswürdigkeit Neuruppins. Die Stadt selbst, aber auch das Land Brandenburg nutzen dieses „Sitzbild“ („Standbild“ stimmt ja nicht !) nämlich recht reichlich für ihre Tourismus-Werbung. Der Bildhauer Max Wiese schuf das Bildnis im Jahre 1907. Der Wanderer Fontane macht dabei eine Sitzpause. Seinen Sonnenhut und den Gehstock hat er zwar dabei, aber sie „pausieren“ sozusagen. Er hat sie scheinbar kurzfristig abgelegt. Unzählige Touristen passieren dieses Denkmal jedes Jahr. Auf Fahrrädern, oder so wie ich zu Fuß, kommen sie hierher und erweisen dem Schriftsteller die Ehre. Jenseits von Sanssouci dürfte dieses Denkmal zu den am meisten fotografierten Orten Brandenburgs gehören.

Von hier aus kann man weiterspazieren in Richtung Schulplatz. Dass man dabei eine populäre „Eisdiele“ passiert, sollte man insbesondere im Sommer beachten ! Solche Details sind immer gut zu wissen. Ebenso wie man immer wissen sollte, wo man Verpflegung und saubere, öffentliche Toiletten findet. Mit letzteren ist Neuruppin übrigens nicht gar so großzügig ausgestattet, weshalb man vielleicht die Zugtoilette auf der An- und Abreise nicht außer Acht lassen sollte. Aber ich habe auch schon schlimmere Klo-Zustände in Tourismus-Zielen Brandenburgs erlebt… So, jetzt habe ich sie aber genug in die praktischen Kleinigkeiten des „Handwerks“ eines cityguides schauen lassen. 🙂

Ich werde diesen Beitrag auch nicht weiter mit Details von Fotomotiven und Sehenswürdigkeiten aufblasen, die ich mir angeschaut habe. Stattdessen erzähle ich ein wenig von dem Eintritts-pflichtigen „Hafenfest“, das sich lautstark von der Uferpromenade Neuruppins her in der gesamten Altstadt hören ließ. Sogar ein kleines Riesenrad hatten die Veranstalter organisieren können. Die security achtete allerdings sehr streng darauf, dass niemand eigene Verpflegung auf diese kleine „Fressmeile“ mitbrachte. Na, ja, ich verkürzte deshalb meinen Aufenthalt dort. Leider war auch die ehemalige Klosterkirche „St. Trinitatis“ ein wenig in diesen Rummel mit einbezogen, weshalb ich weder sie noch die berühmte „Wichmannlinde“ fotografieren konnte. Die Legende dahinter erwähnt Fontane in seinen „Wanderungen“…

Schnappschuss von den Drachenbooten. DSGVO-gerecht.

Immerhin fand ich einen sehr hübschen Platz, von dem aus ich die „Drachenboote“ bei ihren Paddelrennen beobachten konnte. Unmittelbar hinter der Auslauf- und Wendezone nämlich.
Verschiedene Ruderklubs aus der Stadt Neuruppin und der Region sowie private Gruppen, die sich in den Wochen zuvor angemeldet hatten, lieferten sich wieder Rennen auf dem Ruppiner See. Wenn ich das richtig erkannt habe, kam sogar ein Ruderklub aus Leipzig angereist. Ich gestehe, den Finallauf habe ich nicht mehr gesehen, weshalb ich nicht weiß, wer am Ende gewonnen hat. Aber das ganze Drumherum als solches war mir ja eigentlich die Beobachtung wert. Z. Bsp. wusste ich zuvor nicht, dass jedes Drachenboot einen eigenen „Taktgeber“ hat, einen Trommler, der den Rhythmus vorgibt wie auf einer antiken Sklavengaleere. Ein wenig gruselig, aber auch witzig.

Weniger witzig, als vielmehr abwechslungsreich präsentierte sich an meinem Besuchstag das Wetter. Pünktlich zu meinem Besuch hatte sich unsere Region in die „Eisheiligen“ gehüllt. Dunkle, tiefhängende Wolken wollten meiner Fotokamera das Licht und die bunten, sonnigen Motive entziehen. Und die Temperaturen wollten mir das Picknicken vor Ort ruinieren. Kurze Regenschauer hatten aber immerhin den Effekt, dass Grünflächen und Parks angenehm „erdig“ zu riechen begannen. Und trotz aller Wolken brach gelegentlich kurz die Sonne durch, was sich auf meine Lust, zu fotografieren wieder positiv auswirkte.

Frühling in Neuruppin.

Als die kalten Nordwinde aufzufrischen begannen, bemerkte ich schließlich, dass es an der Zeit war, die Fontanestadt wieder zu verlassen. Ehrlich gesagt, komme ich immer wieder gerne hierher, ganz gleich ob nun „Fontanejahr“ ist, oder ein „Hafenfest“ gefeiert wird. Neuruppins klassizistisches Stadtbild, das Schinkel-Denkmal, die „Fontanestätten“, der Ruppiner See, der so recht malerisch vor der Altstadt liegt, die Reste der alten Stadtmauer, etc. Das alles lädt immer wieder dazu ein, nachzuschauen, ob es „noch da ist“. 🙂 Und bislang habe ich es noch nicht einmal geschafft, das Neuruppin-Museum zu besuchen. Weshalb es mich früher oder später wieder in die Fontanestadt ziehen wird.

Bis dahin hoffe ich, dass Ihr diesen Artikel mit etwas Freude und Gewinn gelesen habt. Vielleicht nehmt ihr ihn auch als Anregung.

Euer

Clemens Kurz

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