Rückblick: Ein Tag in Potsdams Neuen Garten

Bei meinen Touren durch unsere Region kam es mir immer ein wenig so vor, als ob manche Sehenswürdigkeit ein wenig „zu kurz“ käme, was die Aufmerksamkeit von Touristen und Einheimischen angeht. Nicht, dass etwa der „Neue Garten“ in Potsdam wirklich unbekannt wäre, aber z. Bsp. dieser Park steht doch deutlich im Schatten des international wie national bekannteren Ensembles von Sanssouci. Dennoch ist er einen Besuch wert und er wird auch geschätzt, wie ein Freund und ich letztlich wieder erleben konnten. 

Denn auch an einem Wochentag im schon etwas kühleren Spätsommer waren doch rege Besucherströme hier unterwegs. Natürlich vor allem im doch bekannten und bis zum vergangenen Jahr noch intensiv restaurierten „Schloss Cecilienhof“, aber auch das „Marmorpalais“ lockte noch einige Besucher an.

Kein Wunder, denn diese beiden wichtigsten Bauten im Neuen Garten machen die Attraktivität dieses Parks aus. Ohne das Marmorpalais, welches sich der Nachfolger Friedrichs des Großen, sein Neffe Friedrich-Wilhelm der Zweite, hier einst hat bauen lassen, gäbe es die über 100 ha große Anlage nämlich gar nicht. Am Idyllischen „Heiligen See“ Potsdams hatte dieser Friedrich-Wilhelm sich nämlich schon als Kronprinz eine Immobilie gesichert, die er dann später als König um Ankäufe anliegender Immobilien auf etwa die heutigen Dimensionen erweiterte. Ihm schwebte ein hübsches Sommer-Refugium mit etwas Abstand zum vom Geschmack und Geist seines Onkels dominierten Park Sanssouci vor.

das Marmorpalais in Potsdam

Auf einer Führung durch das Marmorpalais erfährt man dann auch einiges über diesen König Friedrich-Wilhelm II. , seine langjährige Geliebte und Vertraute Wilhelmine Enke, spätere Gräfin Lichtenau, und über die Details der Einrichtung dieses Lustschlösschens in idyllischer Lage. Auch über die schweren Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges wird man informiert. Diese haben zu z. T. noch heute sichtbaren Verlusten an Dekoration und Interieur geführt. Dass zwischenzeitlich hier auch das DDR-Militärmuseum  seinen Hauptsitz, später zumindest noch eine Außenstelle, hatte, wird nicht verheimlicht. Denn in dieser Zeit wurden Bausünden begangen, die man nach der „Wende“ dann mühsam wieder beseitigen musste. Da wurde Linoleum übers Parkett geklebt, was massive Schimmelbildung zur Folge hatte usw…
In jedem Falle ist das jetzt wieder hübsch hergerichtete Marmorpalais heute einen Besuch wert.

Der Eintritt erfolgt jedoch nur in Kombination mit einer Führung durchs Haus. Eine Regel, die auch konsequent durchgesetzt wird, wie wir erleben durften, als überraschend ein englisch-sprachiger Tourist auf unserer Führung auftauchte, der offensichtlich aber nicht zu unserer Gruppe gehörte, sich irgendwie „hereingeschmuggelt“ hatte und vom Personal aufgeregt wieder hinausgescheucht wurde. 🙂

Cecilie von Mecklenburg-Schwerin

Die zweite, wohl bekanntere Sehenswürdigkeit des Neuen Gartens ist natürlich das Schloss Cecilienhof. Benannt nach der Frau des letzten, preußischen Kronprinzen, Cecilie von Mecklenburg-Schwerin. Dieses 1913 – 1917 erbaute, letzte Hohenzollernschloss, welches vom Architekten Paul Schultze-Naumburg im englischen Landhausstil gestaltet wurde, ist natürlich vor allem als Schauplatz der „Potsdamer Konferenz“ vom 17. Juli – 02. August 1945 bekannt. Hier berieten die „Großen Drei“ unter den Siegermächten des Zweiten Weltkrieges über die Nachkriegsordnung nicht nur Deutschlands.

Im Vergleich zum letzten Male, als ich hier zu Besuch war, hatte sich einiges geändert. Mit einer „normalen“ Eintrittskarte kann man sich nun mit einem „audioguide“ bewaffnet, selbst auf die Erkundung des Erdgeschosses machen. Nummerierte Stationen sind dabei als Eckpunkte gekennzeichnet. Wer dann noch die Privaträume von Kronprinzessin Cecilie und Kronprinz Wilhelm sehen möchte, der legt ein paar Euros drauf und bekommt eine geführte Tour durch diese im ersten Stock gelegenen Räumlichkeiten.

Alles in allem ein lohnender Besuch, vor allem, wenn man sich etwas mit der Geschichte unseres Landes und unserer Region auskennt und die vielen Informationen, die man hier bekommt, so auch sinnvoll einordnen kann. Der einzigartige Stil des Cecilienhofes macht in jedem Falle den Besuch eindrucksvoll. Bis heute etwa frage ich mich, wieviele Schornsteine diese Anlage wohl besitzt…

Der Park selbst hält noch einige andere, interessante Bauten, Orte und vor allem Ausblicke bereit. Stellvertretend für vielleicht bekanntere Dinge sei hier das „Grüne Haus“ genannt. Wussten Sie, dass dort der berühmte Landschaftsarchitekt Peter-Joseph Lenné seine erste Wohnstätte in Brandenburg hatte ? Diesem von 1816 bis 1866 in unserer Region tätigen, späteren Ehrenbürger Potsdams, verdanken Besucher des Neuen Gartens übrigens auch die diversen, bezaubernden Blickachsen in die umliegende Havelregion. Wer mit offenen Augen und gemütlich durch den Park spaziert, kann nämlich sowohl zur Pfaueninsel, als auch zum Park Glienicke und zur Sacrower Heilandskirche hinüberschauen. Dass wir an diesem Tage auch mit dem Wetter Glück hatten und länger andauernder Sonnenschein unsere Eindrücke „bunter“ machte, sei nur am Rande erwähnt.

Fazit: wer mal im gemütlichen Tempo einen Ganztagesausflug nach Potsdam machen will und dabei zwei sehr unterschiedliche Sehenswürdigkeiten besuchen mag, der ist hier gut aufgehoben. Ich empfehle diesen Besuch seit Jahren gerne. Jetzt speziell auch deshalb, weil die bis 2018 andauernden Restaurierungsarbeiten an beiden Schlössern jetzt abgeschlossen sind. Hier nur „am Rande“ eines Sanssouci-Besuches vorbeizuschauen gäbe kaum die Gelegenheit, Ort und Geschichte wirklich zu würdigen. Eine klare Empfehlung !

Ihr

Clemens Kurz

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