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Persönlichkeiten: Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin

Cecilie zu Mecklenburg-Schwerin wird wohl in unserer Region immer unvergessen bleiben, ganz gleich, welche Bilderstürmer und kampfhaften „Vergangenheitsbewältiger“ sich an den Hinterlassenschaften der vergangenen Adelswelten austoben. Und sei es nur, weil nach ihr das bekannte „Landhaus“, Schloss Cecilienhof, in Potsdam benannt ist. Da dieses, spätestens als Austragungsort der sog. „Potsdamer Konferenz“ der Siegermächte des Zweiten Weltkrieges eine überregionale Bekanntheit erreicht hat, wird es wohl bis auf weiteres weder abgerissen noch umbenannt werden. Cecilies Name ist also sicher. Widmen wir ihr also (nicht nur) deshalb doch mal einige Zeilen. 

Cecilienhof im Neuen Garten zu Potsdam.

Die Hohenzollern – Thronfolger wählten im 19. und 20. Jahrhundert durchaus eigenwillige Ehepartnerinnen aus. Neben einer britischen Prinzessin, die also dem absoluten, europäischen Hochadel entstammte (die Ehefrau Friedrichs III. und Tochter der „Queen Victoria“, ebenfalls Victoria geheißen) waren auch diverse „Mauerblümchen“ aus deutschen Kleinfürsten-Familien am Start. Man denke nur an die letzte, deutsche Kaiserin, Auguste-Viktoria von Schleswig-Holstein Sonderburg-Augustenburg. Eigentlich eine typische „mesalliance“ für einen Hohenzollern-Thronfolger. Er heiratete sie dennoch und bei ihrer Beerdigung 1921 kamen über 200.000 Menschen nach Potsdam, um ihr die letzte Ehre zu erweisen, obwohl Deutschland längst eine Republik war. Sie musste also irgend etwas richtig gemacht, irgendwie durch ihre Persönlichkeit Sympathien errungen haben. Aber darüber habe ich ja im oben verlinkten Artikel schon berichtet.

Auguste-Viktorias Schwiegertochter war wieder so eine Wahl aus dem Deutschen Adel, die nicht so einfach zu verstehen war. Es wird uns Besuchern bei Besichtigungen des nach ihr, Cecilie, benannten Schlosses berichtet, sie habe sich noch als „junges Ding“ (geboren am 20. September 1886) in den preußischen Kronprinzen verliebt. Sie hätten sich bei einer gesellschaftlichen Veranstaltung kennengelernt und Cecilie hätte dann wohl in Briefen und Tagebucheinträgen ihrer Schwärmerei für Wilhelm freien Lauf gelassen. Na, ja. Die Zeiten waren damals eben so. Junge Mädchen, auch aus dem Adel und Hochadel, durften ihren naiven Phantasien nachgehen, ja wurden beinahe sogar dazu angehalten. (Sagt eigentlich der Name Hedwig Courts-Mahler noch jemandem etwas hier ?)

In diesem Falle aber war die Schwärmerei nicht grundlos. Denn am 06. Juni 1905 heiratete sie den preußischen Thronfolger Wilhelm in Berlin. Ein gesellschaftliches Großereignis mit viel „Hurra“ und Glückwünschen und einem Großaufgebot an Fürstlichkeiten, die bei dieser Party mit dabei sein wollten. Ein wenig können auch wir Zeitgenossen das noch nachempfinden, wenn wir etwa an die Hochzeiten im britischen Königshaus denken. Ja, ich meine auch Meghan Markle. 🙂

Sean Young als Rachael, 1982 in „Bladerunner“.

Es sind erstaunlich viele Gemälde und Bilder von Cecilie durch die Verwüstungen der diversen Kriege hindurch erhalten geblieben. Auch manchen Bildersturm der „Weltverbesserer“ haben sie, mehr oder minder unbeschädigt, überstanden. Auf diesen Bildern sehen wir eine nicht unattraktive, schlanke Brünette mit geradem Nasenrücken, Intelligenz verratenden Augen und selbstbewusstem Blick. Die Frisuren der damaligen Zeit wirken zwar ein wenig absurd, aber Cecilie erinnert mit mancher davon fatal an die Schauspielerin Sean Young als Rachael in „Bladerunner“, was uns beweist: auch Haarmode kehrt wieder, denn dieser Film stammt von 1982, lange nach Cecilies Tod.

Man sagt Cecilie bis heute nach, dass sie nicht nur ein hübsches, „modebewusstes Kleiderpüppchen“ gewesen sei, sondern durchaus im persönlichen Gespräch durch Bildung und Intelligenz zu überzeugen wusste. Sie setzte sich für Anliegen wie die Frauenbildung ein und äußerte wohl im privaten Kreise auch fundierte Ansichten zur Tagespolitik.
Auf ihren Ehemann, Wilhelm von Preußen, konnte sie sich dabei jedoch immer weniger verlassen. Dieser widmete sich lieber seinen Leidenschaften, zu denen auch das Fremdgehen mit diversen, willigen Damen gehörte.

Zum Ende der Monarchie hin, wurde Cecilie nahegelegt, gemeinsam mit dem letzten Kaiser, der Kaiserin und (zunächst) auch ihrem Ehemann, dem Kronprinzen, ins Exil zu gehen. Die sechsfache Mutter jedoch weigerte sich hartnäckig, ihr Domizil, das 1917 fertiggestellte Schloss Cecilienhof in Potsdam, zu verlassen. Sie hatte Nerven. Gemeinsam mit den Resten des Hauses Hohenzollern erstritt sie sich im 1926 mit dem Bundesland Preußen erreichten, juristischen Kompromiss ein Wohnrecht dort im Neuen Garten. So war ihre Familie die einzige aus dem Kern des Hauses Hohenzollern, die noch über eine dauerhafte Präsenz in Berlin/Potsdam verfügte.  Ob dieses erwähnte Wohnrecht  jedoch auch für ihre Kinder gegolten hätte (das Eigentum an der Immobilie lag ja inzwischen beim Staat) ist mir nicht bekannt. Wer da näheres weiß, kontaktiert mich bitte, denn ich werde diese Information dann hier gerne ergänzen.

Das erste Enkelkind des Kronprinzenpaares.
Prinz Wilhelm von Preussen, der älteste Sohn des Kronprinzen-Paares, der sich vor Jahresfrist in Bonn mit Fräulein von Salviati verheiratete, ist am 7.Juni 1934 Vater eines Töchterchens geworden, das am 3. Oktober in Bonn in Gegenwart des Kronprinzenpaares auf den Namen Felicitas getauft wurde.
UBz: Kronprinz Wilhelm und Kronprinzessin Cecilie mit ihrem ersten Enkelkind nach der Tauffeier.
Aufnahme: E. Rolffs
38293-34

Die Ehe mit Wilhelm war jedoch weitgehend gescheitert. Man lebte zwar sporadisch noch miteinander, ging aber schon vor der Machtergreifung der Nazis und dem Zweiten Weltkrieg weitgehend getrennte Wege. Als die Nazis nach 1933 alle Traditionsvereine mit monarchischem Blickwinkel verboten, zog sich auch Cecilie ganz in ihr Privatleben zurück und gewann daraufhin Musiker und Künstler als vertrauten Kreis. Darunter auch den später weltberühmten Dirigenten Herbert von Karajan.

Vor dem Anrücken der Roten Armee floh Cecilie dann gemeinsam mit ihrem Sohn Louis-Ferdinand nach Bayern, wo sie die Nachkriegsjahre verbrachte. 1952 zog sie noch einmal nach Stuttgart um, war aber von der Öffentlichkeit weitgehend vergessen. Sie starb am 06. Mai 1954 in Bad Kissingen. Vermutlich an einem Schlaganfall. Ihr Leichnam wurde auf der Burg Hohenzollern begraben, unweit ihres 1951 verstorbenen Ehemanns Wilhelm. Ihr zweitältester Sohn Louis-Ferdinand wurde das Haupt des Hauses Hohenzollern. (-1994) Auch der heutige Chef der Hohenzollern ist ein direkter Nachfahre Cecilies.

Fazit: Cecilie blieb es verwehrt, Königin von Preußen oder gar Deutsche Kaiserin zu werden. Die Geschichte wollte es anders. Jedoch wäre eine Spekulation, was diese ebenso fotogene wie intelligente Frau aus dieser Rolle wohl gemacht hätte, sicherlich reizvoll. Wie so viele Ehen im Hause Hohenzollern blieb sie zwar „folgenreich“, was die 6 Kinder belegen, aber am Ende unglücklich. Sie und ihr Mann waren wohl letztlich zu unterschiedlich. Sie konnten und wollten ihre Charakter- und Interessenunterschiede spätestens ab 1923 (der Rückkehr Wilhelms aus dem Exil) nicht mehr überbrücken. Hat Cecilie nun ein „sinnvolles“ und „produktives“ Leben geführt ? Hat sie außer ihren Kindern noch etwas für die Nachwelt hinterlassen ? Das muss wohl jeder Betrachter selbst beurteilen.

Cecilienhof

P.S.: Wer mir jetzt einen gar zu „lässigen“ Umgang mit Cecilies eigenen Wurzeln vorwirft, der wird sicher ihre Mutter, die russische Großfürstin Anastasia Michailowna aus dem Hause der Romanows, erwähnt wissen wollen. Ja, das Argument lasse ich gelten, aber ihr Vater Friedrich-Franz III. hingegen war ja „nur“ ein „Großherzog“ von Mecklenburg-Schwerin. Weshalb mein Argument, dass Cecilie letztlich aus einem kleinen Fürstenhause stammte, auch nicht falsch ist. 🙂

Quellen:

Bilder:

  • Bundesarchiv, Bild 183-R37110 / CC-BY-SA 3.0
  • von mir, 2019
  • von mir, 2019
  • Philip de László, 1908, gemeinfrei

Text:

  • diverse Erzählungen von Guides aus Cecilienhof,
  • wikipedia,